Viele Menschen fühlen sich mehr oder weniger in irgendeiner Form gestresst. Schön wäre es, wenn wir dann einfach ein paar Termine aus unserem Kalender streichen könnten und allen unliebsamen Herausforderungen aus dem Weg gehen könnten. Aber das geht in der heutigen Zeit nicht so einfach.
Wichtig ist, möglichst schon im Vorfeld zu erkennen und zu spüren, wann hohe Anforderungen zu bewältigen sind, z.B. nach einer Beförderung, der Übertragung einer neuen anspruchsvollen Aufgabe oder beim Wiedereinstieg in den Job, mit der Mehrfachbelastung als berufstätige Mutter. Dann ist es besonders wichtig, gesunderhaltende Maßnahmen zu ergreifen.
Doch was ist Stress eigentlich?
Experten definieren Stress als eine Reaktion des Körpers auf außergewöhnlich starke seelische, körperliche oder geistige Anforderungen.
Aber erst wenn unsere zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht ausreichen und die Anforderungen nicht bewältigt werden können, spricht man von Stress.
Man unterscheidet zwei Stressarten:
Einmal der Stress, der uns Impulse gibt, der uns bewegt und vorwärtsbringt. Er ist die Quelle für Erfolg, Vitalität und Zufriedenheit. Dieser positive Stress wird deshalb als Eustress (griech.:eu = gut) bezeichnet.
Dann gibt es noch den krankmachenden Stress (griech.:dys = ungünstig, schlecht, störend), den Distress, der überfordert, der auszehrt, der kein Ende nimmt.
Stress wird heute sehr viel mit der Arbeit in Zusammenhang gebracht. Aber es gibt noch viel mehr, was Stresssymptome im Körper auslöst:
Lärm, Schlafentzug, Frustration, Hunger, überfüllte Terminkalender sowohl beruflich als auch privat, Genussgifte, Liebeskummer, berufliche Über- oder Unterforderung, Mobbing, Angst, Verlusterlebnisse oder Aufregung.
Menschen die unter starkem Stress leiden, sollten von daher immer die gesamte Situation sehen – die Arbeit und das Privatleben.
Was letztendlich krank macht, sind aber nicht die Stresssituationen in denen wir ab und zu mal stecken, sondern der tägliche Dauerstress.
Normalerweise kann ein intaktes Immunsystem viele Krankheitserreger abwehren. Ein Immunsystem, welches ständig unter Strom steht bricht aber schnell zusammen. Ständige Reizung des Sympathikus und die Aktivierung von Cortisol hemmen den Parasympathikus – der uns ja entspannen soll – und damit auch die generelle Leistungsfähigkeit unseres Immunsystems.
Ob eine Situation stressig erlebt wird oder nicht, ist oft eine Frage der persönlichen Bewertung und Verarbeitung und der individuellen Ausgangssituation.
Verfügen wir über genügend Ressourcen, so reagiert unser Körper nicht mit Stresssymptomen. Wir stellen uns neuen Aufgabe, sind gleichzeitig flexibel und standhaft. Wir kommen mit der Veränderung zurecht.
Ob wir die vorhandenen Ressourcen nutzen und neue Potenziale entfalten können, hängt viel von dem privaten und beruflichen Umfeld ab. Von dem Umgang der Menschen untereinander. Im beruflichen Setting auch von dem Umgang der Führungskräfte mit den Mitarbeitern und umgekehrt.
Jeder erwachsene Mensch ist in erster Linie dafür auch selbst verantwortlich und kann daran arbeiten. Folgende Resilienz-Faktoren können gestärkt werden:
- eine angemessene Selbst- und Fremdwahrnehmung:
Diese ist nicht immer deckungsgleich. Unser Selbstbild ist oft anders, als das Bild, welches andere Menschen von uns haben. Werden wir oft gelobt (dazu gehört auch Eigenlob), verändert sich unsere Selbstwahrnehmung in eine positive Richtung.
- angemessene Selbststeuerungsfähigkeiten:
Können wir mit aufkommenden, unangenehmen Gefühlen umgehen? Fällt uns dies schwer, so können wir dies lernen, indem wir aktiv die Gedanken und somit die Gefühle steuern.
- soziale Kompetenzen:
Das Spektrum der sozialen Kompetenzen ist groß und umfasst sowohl den Umgang mit sich selbst (Eigenverantwortung, Selbstdisziplin), als auch mit anderen Menschen (Kommunikation, Kritik- und Konfliktfähigkeit, Empathie, Hilfsbereitschaft) im beruflichen und privaten Umfeld.
- Problemlösungskompetenzen:
Haben wir eine positive Selbstwirksamkeitserwartung und gut ausgeprägte Bewältigungsfähigkeiten?
- Soziales Netzwerk:
Wo kann ich mir Unterstützung holen? Kann ich um Rat bitten?
Wir können uns in jedem Setting auch gegenseitig bei der Stärkung der Resilienz unterstützen, indem wir:
- uns gegenseitig Interesse und Empathie entgegenbringen
- auf Augenhöhe kommunizieren – also weder auf das Gegenüber hinabblicken, noch es in den Himmel heben
- Einen wertschätzenden und respektvollen Umgang pflegen, sowohl in Gedanken als auch aktiv
Wertschätzung des Menschen und der geleisteten Arbeit kommt oft viel zu kurz. „Nicht gerügt ist Lob genug“, so die weit verbreitete Meinung. Dabei trägt ein nettes, ehrlich gemeintes Lob oder einfach auch eine nette Geste zur Zufriedenheit und zu einem guten zwischenmenschlichen Klima bei.